März Update:
Der März war der erste Monat 2025, in dem sich das Gefühl einstellte: Da bewegt sich wieder was.
Nach zwei sehr rationalen Monaten, in denen alle nur über Kostendisziplin, Konsolidierung und Skalierung gesprochen hatten, kam im März erstmals wieder Aufbruchsstimmung auf.
In San Francisco traf sich die globale Szene zur Future Food Tech und in Anaheim die Händler und Distributoren, und man spürte: Die Euphorie vergangener Jahre ist zwar vorbei – aber an ihre Stelle tritt etwas Reiferes, Handfesteres, Strategischeres.
Was mir in fast allen Panels und Gesprächen auffiel: Gründer, die früher von Revolutionen sprachen, reden heute über Effizienz. Die Begriffe „Gross Margin“ und „Operational Scalability“ waren fast so präsent wie „Fermentation“ und „AI“. Das klingt trocken – ist aber genau das, was der Markt jetzt braucht.
Während 2024 KI noch oft als Buzzword auftauchte, wird sie jetzt tatsächlich angewandt. Mehrere Startups präsentierten im März Systeme, die Rezepturen, Geschmacksprofile und Produktionsprozesse automatisiert optimieren.
Ein beeindruckendes Beispiel war ein junges Ingredient-Startup, das mithilfe von Machine Learning die Sensorik alternativer Proteine verbessert – nicht um fancy zu klingen, sondern um Produktionsausschuss zu senken und Ressourcen zu sparen.
Auch im Retail begann KI, in Sortimentsgestaltung und Nachfrageprognosen einzuziehen. Die FoodTech-Welt lernt gerade, dass KI nicht der Star ist, sondern das Werkzeug.
Im März wurden mehrere Finanzierungen im Bereich Biomanufacturing und Präzisionsfermentation bekannt – teils klein, teils symbolträchtig.
Die strategische Botschaft war klar: Biotech ist gekommen, um zu bleiben.
Die Kapitalgeber setzen aber zunehmend auf Plattformmodelle – also Unternehmen, die nicht ein Produkt, sondern eine Technologie-Infrastruktur entwickeln.
Das ist aus Investorensicht spannend, weil hier langfristig Margen und Skaleneffekte entstehen, die klassischen CPG-Startups bisher verwehrt blieben.
Parallel änderte sich im März auch der Konsumentendiskurs. Die Post-Veganuary-Phase brachte interessante Daten: Der Enthusiasmus für rein pflanzliche Produkte flacht ab, aber das Bedürfnis nach gesundem Genuss wächst weiter.
Man spricht nicht mehr über Verzicht, sondern über Balance. Marken, die Genuss, Gesundheit und Convenience vereinen, gewinnen – und zwar unabhängig davon, ob sie „plant-based“ oder „hybrid“ sind.
In diesem Kontext begann sich auch ein neuer Lifestyle-Trend abzuzeichnen: Produkte, die „Ozempic-friendly“ oder „metabolic supportive“ positioniert werden. Noch kein Massenphänomen, aber das Potenzial ist offensichtlich.
Auch im Venture-Umfeld war im März zum ersten Mal wieder etwas Bewegung spürbar. Mehrere Fonds signalisierten, dass sie 2025 wieder deployen wollen – allerdings mit Fokus auf Effizienztechnologien:
Automatisierung, Supply-Chain-Optimization, Ingredients-Biotech, Datenplattformen.
Die großen Runden fehlen zwar noch, aber das Vertrauen kehrt langsam zurück.
Investor Takeaway
Der März 2025 markiert für mich den Punkt, an dem der FoodTech-Sektor seine Krise hinter sich lässt – nicht durch ein „Comeback“, sondern durch Erwachsenwerden.
Wir sehen ein Ökosystem, das wieder lernt, den Markt zu verstehen, anstatt nur zu erfinden.
Mein persönlicher Eindruck: Wenn 2024 das Jahr der Ernüchterung war, dann wird 2025 das Jahr der Fokussierung.
Und der März war der Moment, in dem man das zum ersten Mal wirklich spüren konnte.